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ADC Therapeutics bereinigt Pipeline

Gemischte Daten aus der Klinik lassen bei der Schweizer ADC Therapeutics die Pipeline zusammenschrumpfen. Der bereits vorläufig zugelassene ADC-Wirkstoff Zynlonta zeigt in einer neuen Kombinationstherapie gute Ansprech- und Remissionsraten – und darauf setzt die Firma nun den Schwerpunkt. Auch, weil ein anderes Antikörperprojekt in einer Phase I-Studie keine so guten Daten lieferte, die eine Weiterentwicklung rechtfertigen würden.

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Die Schweizer ADC Therapeutics gab bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das erste Quartal 2025 auch bekannt, die Entwicklung seines klinischen Wirkstoffs ADCT-602 einzustellen. Gleichzeitig wurden neue Daten zu seinem Hauptprodukt Zynlonta (loncastuximab tesirin-lpyl) veröffentlicht, auf das das Unternehmen nun den Schwerpunkt setzt.

ADCT-602 wurde in einer Phase I/II-Studie (NCT03698552) bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer B-Zell-akuter lymphatischer Leukämie (ALL) untersucht. Die Studie wurde vom M. D. Anderson Cancer Center gesponsert und sollte 57 Patienten einschließen. Ziel war es, die Sicherheit zu bewerten, eine empfohlene Dosierung zu ermitteln und Informationen zur Wirksamkeit anhand der kompletten Remission (CR) mit unvollständiger Knochenmarkserholung zu gewinnen. In der offiziellen Präsentation der Geschäftszahlen fehlt der Hinweis auf die Einstellung dieses Programms, das gegen CD22 gerichtet ist und damit auch jede nähere Begründung.

Damit verbleibt nur noch ein klinischer Wirkstoff in der Pipeline des Unternehmens: ADCT-701. Dieser wird derzeit in einer Phase I-First-in-Human-Studie (NCT06041516) bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren und Karzinomen untersucht. Zudem befindet sich eine Reihe weiterer Wirkstoffkandidaten in der präklinischen Entwicklungsphase. Doch das Hauptaugenmerk gilt dem bereits zugelassenen ADC-Wirkstoff Zynlonta und einer Ausweitung seiner klinischer Einsatzgebiete. Als angebundenes Toxin verwendet ADC Therapeutics makrozyklische Pyrrolobenzodiazepin-Dimere (PBM).

Neue Zynlonta-Daten

Dazu passen in einer separaten Mitteilung vom 14. Mai die neuen positiven Daten zu diesem gegen CD19 gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat in Kombination mit Roches Columvi (Glofitamab) aus der Phase Ib-Studie LOTIS-7 (NCT04970901). Die neuen Daten zeigen eine Gesamtansprechrate (ORR) von 95,5 % und eine komplette Remissionsrate (CR) von 90,9 % bei 22 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL). Die mediane Dauer des Ansprechens (DoR) wurde noch nicht erreicht.

ADC Therapeutics wird die Daten sowohl auf dem European Hematology Association Congress 2025 (EHA2025) im Juni in Mailand, Italien, als auch auf der 18. Internationalen Konferenz über maligne Lymphome (ICML) im Juli in Lugano, Schweiz, vorstellen. Zynlonta wurde im April 2021 über den beschleunigten Zulassungsweg der US-Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung von DLBCL zugelassen, basierend auf Daten der Phase II-Studie LOTIS-2 (NCT03589469). Im Dezember 2024 schloss das Unternehmen die Phase III-Studie LOTIS-5 (NCT04384484) ab, die als Bestätigungsstudie für eine vollständige Zulassung im Rahmen eines ergänzenden Zulassungsantrags (BLA) bei der FDA erforderlich ist. Zudem wird das Unternehmen auf dem EHA2025 aktualisierte Sicherheitsdaten der LOTIS-5-Einlaufphase zu Zynlonta in Kombination mit Rituximab vorstellen.

Zynlonta erhielt außerdem am 20. Dezember 2022 eine bedingte Marktzulassung für die gesamte EU und versucht mit weiteren klinischen Daten, diese bedingte Zulassung in eine vollständige in möglichst vielen Indikationen umgewandelt zu bekommen.

Finanziell noch Luft nach oben

Bisher schreibt die Firma noch rote Zahlen: 24,0 Mio. US-Dollar Nettoverlust im ersten Quartal, immerhin etwa 30% weniger als die 31,1 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Zum 31. März 2025 verfügte das Unternehmen über 194,7 Mio. US-Dollar an Barmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten, verglichen mit 250,9 Millionen US-Dollar zum 31. Dezember 2024. Das Unternehmen erwartet derzeit, dass der vorhandene Finanzmittelbestand bis in die zweite Hälfte des Jahres 2026 ausreichen wird. Derzeit trägt Zynlonta noch erst knapp 17 Mio. Euro an vierteljährlichen Umsatzerlösen bei, die neuen Daten aus der Kombinationstherapie mit Roche könnten dem einen deutlichen Schub geben.

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